Die NBS-Medien-Empfehlungsliste 2024
Inspiration zum Jahresende: Mitglieder der NBS Northern Business School teilen ihre aktuellen Favoriten. Viel Spaß beim Entdecken!
Das Team der NBS Northern Business School wünscht eine besinnliche Adventszeit, frohe Weihnachten und ein erfolgreiches Jahr 2025!
Darum geht es
"Bullshit Jobs – Vom wahren Sinn der Arbeit" ist ein Buch von David Graeber, das sich kritisch mit der modernen Arbeitswelt auseinandersetzt.
Graeber argumentiert, dass viele Berufe in der heutigen Wirtschaftswelt als "Bullshit-Jobs" bezeichnet werden können, weil sie wenig bis gar keinen gesellschaftlichen Nutzen haben und dennoch einen erheblichen Teil der Erwerbstätigen beschäftigen. Diese Jobs tragen laut Graeber nicht zur Wertschöpfung bei und sind oft nur deswegen entstanden, um eine künstliche Beschäftigung aufrechtzuerhalten. Der Autor untersucht, wie solche Jobs das Leben der Menschen beeinflussen, sowohl emotional als auch psychologisch, da sie oft als sinnlos empfunden werden.
Mit seinem Buch fordert Graeber dazu auf, die Arbeitswelt kritisch zu hinterfragen und sich Gedanken über den wahren Wert unserer Tätigkeiten zu machen.
Darum empfehle ich das Buch
Ich empfehle "Bullshit Jobs – Vom wahren Sinn der Arbeit" von David Graeber, weil es einen provokativen und nachdenklichen Blick auf die moderne Arbeitswelt bietet. Das Buch regt dazu an, die Sinnhaftigkeit unserer Arbeit kritisch zu hinterfragen und über den wahren Wert unserer Tätigkeiten nachzudenken.
Graebers Analyse ist nicht nur gut recherchiert, sondern auch zugänglich geschrieben, was es sowohl für Akademiker als auch für allgemein Interessierte lesenswert macht. Indem er die gesellschaftlichen und psychologischen Auswirkungen von vermeintlich sinnlosen Berufen untersucht, eröffnet Graeber eine wichtige Diskussion über Arbeitszufriedenheit und Lebensqualität. Dieses Buch kann als Anstoß dienen, unsere Einstellung zur Arbeit und den Platz, den sie in unserem Leben einnimmt, neu zu überdenken.
Wie wir das Verbrechen besiegen können – Ideen für eine Überwindung der Strafe | Thomas Galli (Sachbuch)
Darum geht es
Rechtsanwalt und Regierungsdirektor a.D. Thomas Galli studierte Rechtswissenschaften, Kriminologie und Psychologie. Er arbeitete über fünfzehn Jahre im Strafvollzug. 2013 wurde er Leiter der JVA Zeithain, zeitweise zusätzlich Leiter der JVA Torgau. Seit 2016 ist er als Rechtsanwalt tätig.
Thomas Galli ist ein leidenschaftlicher Kritiker unseres Strafvollzugssystems. In seinen Werken, so auch in seinem neuen, zeichnet er ein differenziertes Bild des Strafvollzugs und zeigt Alternativen zu sinnlosen Haftstrafen auf.
Darum empfehle ich das Buch
Selbstverständlich muss unsere Gesellschaft vor gefährlichen Straftätern geschützt werden. Unser Strafvollzug in der heutigen Form ist aber menschenunwürdig und kontraproduktiv. Der Strafgedanke in seiner derzeitigen Ausprägung ist überholt und ein Relikt vergangener Zeit. Unser Rechtssystem und der Strafvollzug sind teuer und weder gerecht noch zielführend. In einer modernen Gesellschaft sollte die Wiedergutmachung, der Täter-Opfer-Ausgleich, im Vordergrund stehen. Thomas Galli beschreibt anhand von Beispielen, wie sinnvolle Alternativen zu unserem heutigen Strafjustizsystem aussehen könnte. Galli regt zum Nachdenken an und ist eine absolute Leseempfehlung für jedermann und jedefrau!
Darum geht es
Blackout von Marc Elsberg behandelt ein packendes und beängstigend realistisches Szenario: Ein massiver Stromausfall legt Europa lahm. Während die Infrastruktur zusammenbricht und die Gesellschaft ins Chaos stürzt, begibt sich der italienische Informatiker Piero Manzano auf die Suche nach den Ursachen. Dabei stößt er auf eine erschreckende Ursache, die ihn selbst in Verdacht geraten lässt. Der Roman kombiniert technisches Fachwissen mit gesellschaftspolitischen Fragen und fesselt durch eine akribisch recherchierte Darstellung der Folgen eines Stromausfalls.
Darum empfehle ich den Roman
Blackout ist nicht nur ein spannender Thriller, sondern auch eine eindringliche Mahnung, wie verwundbar unsere moderne Welt ist. Besonders im Kontext von Sicherheitsmanagement, Krisenprävention und Katastrophenschutz bietet das Buch wertvolle Denkanstöße und eine quasi-didaktische Dimension. Es verbindet glaubwürdige Charaktere mit einem hochrelevanten Szenario, das zum Nachdenken und Handeln anregt. Wer sich für Technologie, Gesellschaft und Krisenresilienz interessiert, wird dieses Buch lieben!
Nicht nur zur Weihnachtszeit | Heinrich Böll (Kurzgeschichte)
Enthalten in
Heinrich Böll: Nicht nur zur Weihnachtszeit. Erzählungen. München (dtv) 1992.
Darum geht es
Ende der 1940er Jahre im rheinischen Nachkriegsdeutschland, noch vor Gründung der Bundesrepublik. Die edle Dame eines guten Hauses, Tante Milla, ist urplötzlich vom Drang beseelt, nein: befallen, fortan ununterbrochen Weihnachten feiern zu wollen. Vom Wahnsinn gepackt? Ein Schlaganfall? Ist gar Exorzismus geboten? Wie von Sinnen ist für Tante Milla von nun an jeder Tag der Heilige Abend. Kein Pfarrer und kein Arzt können helfen, keine Therapie wäre bekannt. Die Frau ist einfach durchgedreht, kreischt und heult unaufhörlich. Einzige Rettung: Jeden Abend gibt es Weihnachtsessen, Bescherung, Stille Nacht – und schon hat Tante Milla ihren Seelenfrieden. Die Familie muss all das brav mitspielen. Ostern naht, der Sommer kommt. Und die Eskalation scheint letztlich vorprogrammiert. …
Darum empfehle ich die Erzählung
Heinrich Bölls Kurzgeschichte aus dem Jahr 1952 (eine schöne ZDF-Verfilmung folgte 1970) ist eine herrliche Satire auf das Weihnachtsfest; insbesondere auf die Formen der Sinn- bzw. Ritualentleerung und ein allzu oberflächliches Zeremoniell an den Festtagen. Die ganze Ambivalenz zwischen Zauber und Kitsch der Weihnacht kommt hier zum Ausdruck. Das regt alle Jahre wieder zum Nachdenken an. Die Geschichte thematisiert unterschwellig aber auch Tendenzen einer restaurativen Nachkriegszeit und der Verdrängung des gerade überwundenen Faschismus. Man flieht förmlich ins Weihnachtsidyll.
Darum geht es
"Während sie die Stufen zur Bibliothek hinablief, konnte Furia die Geschichten schon riechen: den besten Geruch der Welt."
Furia Salamandra Faerfax lebt in einer Welt der Bücher. Der Landsitz ihrer Familie birgt eine unendliche Bibliothek. In ihren Tiefen ist Furia auf der Suche nach einem ganz besonderen Buch: ihrem Seelenbuch. Mit ihm will sie die Magie und die Macht der Worte entfesseln. Doch dann wird ihr Bruder entführt, und Furia muss um sein Leben kämpfen. Ihr Weg führt sie nach Libropolis, die Stadt der verschwundenen Buchläden, und an die Grenzen der Nachtrefugien. Sie trifft auf Cat, die Diebin im Exil, und Finnian, den Rebellen. Gemeinsam ziehen sie in den Krieg – gegen die Herrscher der Bibliomantik und die Entschreibung aller Bücher.
Darum empfehle ich den Roman
Ist mal eine ganz andere Thematik. Das Buch ist wirklich sehr spannend und, wie ich finde, sehr gut geschrieben. Man taucht richitg ein in die Welt der Bücher und Wörter und kann ganz viel Phantasie in dieser Geschichte entdecken. Die einzelnen Figuren und Lebewesen haben alle einen Bezug zur Literatur, sind teilweise aus Geschichten rausgefallen oder betrachten die Bücher und die Magie der Worte als das größte Geschenk und gleichzeitig als die größte Machtquelle auf der Welt. Manche Figuren und Prozesse in dieser magischen Welt funktionieren auch nur mit dieser Art von Magie und das gibt dieser Geschichte etwas ganz Besonderes, da man die Worte für Gutes oder für Böses gleichermaßen verwenden kann. Wenn man das Lesen ohnehin schon liebt, dann kann man sich richtig in dem Buch verlieren und kann mit jeder Seite lesen, wie viele liebevolle und intelligent gestaltete Literaturbezüge darin enthalten sind. Es gibt insgesamt drei Teile, bisher habe ich zwei davon gelesen und finde beide wirklich toll!
Darum geht es
Auf den ersten Blick passiert gar nicht so viel: Ein Psychotherapeut sitzt seinem Patienten gegenüber und hört ihm oder ihr zu. Jedoch ist Dr. Dayan ein durchaus sympathischer und zugänglicher Therapeut und seine Patienten sind intelligente und interessante Persönlichkeiten, die jeweils ganz individuell vor dem Hintergrund eines Attentats oder eine Pandemie an einem kollektiven Trauma leiden.
Darum empfehle ich die Serie
Da sich jede Folge je einem Patienten widmet, hat man als Zuschauer das Gefühl, selbst an dieser Therapie beteiligt zu sein. Ob als Therapeut oder Patient, ist ganz individuell. Auch wenn ich dieser Serie schon einen enormen Tiefgang bescheinigen würde, ist sie nicht zu "sophisticated" und man kann ganz "normal" mitfühlen, sich aufregen und ja, auch lachen. Nebenbei nimmt man ein paar Ideen zur eigenen Selbstreflexion auf und ganz genau aus diesem Grund kann ich "In Therapie" wirklich jedem ans Herz legen.
Darum geht es
Im Kern ist Love Exposure eigentlich nur eine Liebesgeschichte. Jedoch eine sehr spezielle.
Wenn sich übliche Beiträge darauf verstehen, den geneigten Rezipienten mit Wohlfühlkitsch zu verführen, gleicht dieser Film einer Kampfansage an ebendessen. Scheinbare Kontraste werden auf schräge Art zu einem wilden Ritt der Emotionen kumuliert, sodass sich herzzerreißende Wärme mit abstoßender Brutalität, schreiende Komik mit subtiler Tragik und abstruse Perversion mit reinem Glauben vereinbart.
Hate it or love it - oder vielleicht beides? ;)
Darum geht es
Zwei Zukunftsforscher innerhalb einer Familie sprechen über gesellschaftliche Themen mit unterschiedlichen Perspektive.
Darum empfehle ich den Podcast
Das Thema Zukunft verbindet die Debatte von Menschen unterschiedlicher Generationen, selbst wenn man nicht immer einer Meinung ist. Gerade in heutigen Zeiten eines gewissen Silodenkens und einer zunehmenden Verrohungen von Debattenkultur liefern beide Horx Inspirationen und Denkanstöße zu relevanten Themen und der Art und Weise eines wertschätzenden Umgangs damit.
Darum geht es
Daniel und Richard sind zwei Historiker, die sich in diesem Podcast abwechselnd kleine und große Geschichten aus der Geschichte erzählen, ohne dass der andere vorher weiß, worum es geht. Diese Geschichten behandeln bekannte und weniger bekannte Figuren und Geschehnisse aus der Vergangenheit, die die beiden Podcaster mit viel Witz und Wissen anreichern. In fast 500 Folgen, die in knapp 10 Jahren aufgenommen wurden, geht es um die Geschichte des Zeitreisens, das Ende Pompejis, die Schlacht an den Thermopylen, die Jagd nach Eldorado und den Handel mit Eis im 19. Jahrhundert – um nur ein paar schmackhafte Beispiele zu nennen. Der Podcast erscheint wöchentlich auf allen gängigen Portalen.
Darum empfehle ich den Podcast
Der Podcast beleuchtet nicht nur die großen Themen der Geschichte, die in der Schule und den Medien rauf und runter durchexerziert werden. Oft kramen Daniel und Richard Nebenschauplätze und unbekanntere Akteure hervor und stellen sie in den Mittelpunkt. Mir gefällt das breite Spektrum der Themen besonders: Von antiken Kriegen bis hin zur Geschichte von Dingen des täglichen Lebens, die wir heute nutzen, wie z.B. Penicillin, Anzug und Fahrrad, ist für jeden mit auch nur dem geringsten geschichtlichen Interesse sicher etwas dabei.
Darum geht es
Eine kurze Geschichte der Menschheit ist ein Sachbuch von Yuval Noah Harari, Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, welches mit einer evolutionären Perspektive die Entwicklung der Menschheit beschreibt und daraus eine Ableitung für die Zukunft der Menschheit wagt.
Darum empfehle ich das Buch
Das Buch vermittelt einen augenöffnenden Perspektivwechsel auf für uns selbstverständliche Dinge wie Geld, Religion oder soziale Systeme und beleuchtet im evolutionären Kontext, wie die Menschheit auf diese Ideen gekommen ist und warum das zu einem evolutionären Vorteil geführt hat.
Darum geht es
"Essentials der Theorie U" von Otto Scharmer zeigt, wie Führungskräfte Wandel und Innovation meistern, indem sie von der Zukunft her handeln. Ein praxisnaher Leitfaden für BWL-Studierende und Change-Maker!
Darum empfehle ich das Buch
Ich empfehle "Essentials der Theorie U", weil es Studierenden zeigt, wie sie Wandel und Innovation zukunftsorientiert meistern können. Der U-Prozess vermittelt moderne Führungsansätze und praktische Tools, ideal für BWL-Studis, die systemisches Denken und Leadership-Kompetenzen stärken wollen!
Darum geht es
33.000 Seemeilen Richtung Gleichberechtigung: “Maiden” erzählt die Geschichte von Tracy Edwards, die 1989 erstmals mit einer reinen Frauen-Crew an der Segel-Regatta Whitbread Round the World Race teilnahm.
Die Skipperin Tracy Edwards hat einen Traum, doch keine Crew und kein Boot. Das sind allerdings kleine Probleme im Verhältnis zum Gegenwind, der der 26-jährigen Engländerin Ende der Achtziger aus dem männerdominierten Segelsport entgegenweht. Am 2. September 1989 ist es soweit: Edwards tritt mit einer rein weiblichen Crew und ihrem Schiff Maiden zum 5. Whitbread Round the World Race an. Die Frauen werden von der Presse und ihren Kontrahenten verhöhnt, doch als sie die zweite Etappe für sich entscheiden, schlagen die Wellen um Maiden noch höher.
Bester Dokumentarfilm 2019 – National Board of Review, USA
Bester Dokumentarfilm 2019 – Critics‘ Choice Documentary Awards
Darum empfehle ich die Dokumentation
Ich empfehle die Doku „Maiden“ besonders allen, die sich für inspirierende Geschichten über Durchhaltevermögen und den Kampf gegen Vorurteile interessieren. Die Geschichte von Tracy Edwards und ihrer Frauencrew ist nicht nur ein beeindruckendes Beispiel für weibliche Stärke und Teamgeist, sondern auch eine kraftvolle Botschaft über die Überwindung von Herausforderungen
Die Doku zeigt, wie die Crew trotz anfänglicher Skepsis und fehlender Unterstützung durch Sponsoren ihren Traum verwirklicht und sich in einer von Männern dominierten Welt behauptet. Sie ist eine großartige Inspiration für Frauen und Mädchen, die ihre eigenen Ziele verfolgen möchten, egal wie unmöglich sie erscheinen mögen.
Darüber hinaus ist der Film auch für Segel- und Sportbegeisterte empfehlenswert, da er spannende Einblicke in die Welt des Hochseesegelns bietet und die Herausforderungen und Triumphe, die mit einem solchen Abenteuer verbunden sind, eindrucksvoll darstellt. „Maiden“ ist eine fesselnde Doku, die Mut macht und zeigt, dass man mit Entschlossenheit und Teamarbeit alles erreichen kann.
Darum geht es
Yellowstone ist eine US-amerikanische Western Dramaserie, die seit 2018 läuft. Sie erzählt von der Familie Dutton, die ihre riesige Ranch in Montana gegen äußere Bedrohungen wie Immobilienentwickler, ein indianisches Reservat und den Yellowstone-Nationalpark verteidigt. Im Zentrum steht Patriarch John Dutton (Kevin Costner), der mit Machtkämpfen, Intrigen und familiären Konflikten ringt. Die Serie beeindruckt durch spannende Handlungsstränge, tiefe Charaktere und spektakuläre Landschaften.
Darum empfehle ich die Serie
Ich empfehle Yellowstone, weil die Serie spannende Geschichten mit komplexen Charakteren und atemberaubenden Landschaften verbindet. Kevin Costner glänzt in der Rolle des John Dutton, eines charismatischen Patriarchen, der mit Stärke, Verletzlichkeit und moralischen sowie familiären Konflikten das Herz der Serie prägt. Viele dieser Konflikte innerhalb der Familie werden auf dramatische Weise ausgetragen – mit Lösungen, die im Westernstil manchmal handfest oder endgültig ausfallen. Die Serie bietet eine faszinierende Mischung aus Familiendrama, Machtkämpfen und zeitlosen Themen wie Zusammenhalt, Tradition und Konflikten zwischen Moderne und Natur. Besonders geeignet ist sie für alle, die tiefgründige Dramen schätzen und in eine Welt voller Intrigen und beeindruckender Kulissen eintauchen möchten.
In meinem Element – Wie wir von erfolgreichen Menschen lernen können, unser Potenzial zu entdecken | Ken Robinson (Sachbuch)
Darum geht es
Sir Ken Robinson (1959-2020) schreibt in seinem Buch darüber, wie wichtig es ist, dass junge Menschen ihre Leidenschaften und Talente entdecken. Er argumentiert, dass jeder ein einzigartiges Potenzial besitzt, das entfaltet werden kann, wenn man die eigenen Interessen erkennt und ihnen nachgeht. Besonders in einer Welt, die sich ständig verändert, ist es entscheidend, dass junge Menschen ihre Kreativität und Individualität entwickeln, um flexibel und zukunftsfähig zu bleiben. Robinson kritisiert das herkömmliche Bildungssystem, das oft auf Standardisierung setzt, anstatt die persönlichen Stärken der Schüler zu fördern. Indem sie ihr "Element" finden, können junge Menschen ein erfülltes Leben führen und gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten.
Geschichte der Eisenbahnreise – Zur Industrialisierung von Raum und Zeit im 19. Jahrhundert | Wolfgang Schivelbusch (Sachbuch)
Darum geht es
Ein faszinierender kulturhistorischer "Klassiker" aus dem Jahr 1977, der auch historiographisch seiner Zeit voraus war. Während die Historikerzunft voll im sozialgeschichtlichen Turn aufging, beleuchtete Wolfgang Schivelbusch (1941 bis 2023) schon kultur- und mentalitätsgeschichtliche Aspekte.
Schivelbusch beschreibt in seiner "Geschichte der Eisenbahnreise", wie die größte Innovation des 19. Jahrhunderts das Leben der Menschen neu prägte. Die Eisenbahn revolutionierte die Wahrnehmung von Raum und Zeit und leitete eine neue Epoche des zivilisatorischen Fortschritts ein. Wolfgang Schivelbusch illustriert anhand der Eisenbahn eindrucksvoll, wie technische Innovationen und psychologische Anpassungsprozesse miteinander verwoben sind.
Darum empfehle ich das Buch
Wolfgang Schivelbuschs "Geschichte der Eisenbahnreise" zeigt, wie technologische Innovationen unser Verständnis von Raum, Zeit und Gemeinschaft radikal verändern, gleichzeitig aber auch ambivalente Folgen wie Entfremdung und den Verlust von Sinnlichkeit mit sich bringen. Ein schönes Beispiel, wie sich Vorzeichen ändern können: Die meisten Menschen in der Mitte des 19. Jahrhunderts haben die traditionelle Fortbewegung mit Pferd oder Pferd und Kutsche der Eisenbahn, dem "Dampfross", bevorzugt. Man konnte ja schließlich nicht ahnen, was mit einem passierte, wenn man mit 30 km/h durch die Gegend sauste (relativ gesehen dürfte das den Zeitgenossen wie Lichtgeschwindigkeit vorgekommen sein). Heute würde man wohl eher einem Pferd tiefes Misstrauen entgegenbringen.
Was kann man für die Gegenwart mitnehmen? Wenn man sich heute dabei erwischt, mal wieder mit Multitasking, ständiger Erreichbarkeit und der Komplexität der Arbeitswelt zu hadern, dann hat man nach der Lektüre von Schivelbuschs Eisenbahnhreise zumindest die Gewissheit: Veränderung und ständiger Anpassungsdruck ist normal für die Moderne. Und manches vermeintliche Ungemach relativiert sich: Der Kulturschock für einen Menschen, der Mitte des 19. Jahrhunderts lebte, und der mit der Industrialisierung von Raum und Zeit mit einer vollkommen beispiellosen Beschleunigung der gesamten Lebenswelt konfrontiert war, war sicherlich ungleich höher als das, was wir heute ertragen müssen. Wenngleich man sich fragt, was nach der heute vorherrschenden Maximalbeschleunigung, der Gleichzeitigkeit, eigentlich der nächste Schritt sein könnte. Vielleicht wird uns Künstliche Intelligenz bald die Zukunft sicher vorhersagen können...?